Spezialinteresse – ein schöner Sonntagvormittag. Ich plane, was ich mir demnächst im Radio und Fernsehen aufzeichnen werde. Wie sieht ein schöner Sonntag für euch aus?
Herr Stieglitz
Spezialinteresse – ein schöner Sonntagvormittag. Ich plane, was ich mir demnächst im Radio und Fernsehen aufzeichnen werde. Wie sieht ein schöner Sonntag für euch aus?
Herr Stieglitz
Der Welt kämpferisch gegenübertreten. Ihrem Scheppern und Schnattern, Zischen und Blinken, dem Rauschen und Lärmen. Immer weitergehen, den Kopf aufrecht, den Blick geradeaus und Antworten geben und Fragen stellen. Pflichten, Notwendigkeiten und Verantwortungen gerecht werden müssen und wollen. Es ist schon nach der Hälfte genug und einen, zwei Atemzüge später zuviel. Zuviel von allem.
Noch ist es nicht geschafft, noch ein bisschen länger. Noch ein bisschen mehr quälendes Neonlicht, noch ein bisschen länger den viel zu lauten Stimmen lauschen, das immer stärker werdende Rauschen und Knallen und Lärmen ertragen. Meine Hände, immer wieder meine Hände daran hindern allzu wilde Tänze zu vollführen. Vergeblich den Geruch ignorieren und zusehen, wie er sich mehr und mehr in Gestank verwandelt, unerträglich. Nur noch ein bisschen länger. Jetzt nicht Ausrasten. Durchhalten.
Endlich irgendwann, vielleicht, einschlafen und den lärmenden Kopf für ein paar Stunden nicht hören müssen. Das Blinken und Scheppern und Lärmen vergessen. Bis zum Morgen.
Es ist ein Schaukeltag, das merke ich noch bevor ich die Augen öffne. Es muss ein Schaukeltag sein, damit keine Katastrophentage folgen. Ton für Ton, Lichtstrahl für Lichtstrahl hat die Welt meine schützende Haut abgetragen. Es ist nichts, fast nichts mehr übrig. Der nächste laute Ton, die nächste Frage, das nächste erzwungene Wort frisst sich direkt in mich selbst hinein. Hinterlässt Löcher, Wunden, Schmerzen.
Es ist ein Schaukeltag. Es muss ein Schaukeltag sein. Mit mir allein, ohne Worte. Mit viel Zeit und ohne Ansprüche. Nur ich, nur Schaukeln, nur Ruhe, nur ein paar leise Tränen. Nur eine kleine Kerze, ein sanftes leises Lied, Stunde um Stunde. Schaukeln und die Augen schließen und Atmen, während meine schützende Haut, Stückchen für Stückchen, heilt und wieder kräftiger wird. Meinen Körper freilassen, die Finger tanzen, drehen, fliegen. Frei und ungezähmt. Für mich selbst sorgen und ganz Ich sein.
Es ist ein Schaukeltag, wie ein Schatz. Ein Himmel voller leise glitzender Sterne.
Anna