Mensch werden – Mensch sein?

Parabel-Figuren für Autismus in Star Trek

Spock, Data, Odo und Seven of Nine – vier Figuren aus dem Stark-Trek-Universum – mit einer Gemeinsamkeit: Ihr Handicap ist, Menschsein in Gänze zu verstehen und zu leben. Spock ist halb Mensch, halb Vulkanier. Data ist ein Android, Odo ein Formwandler und Seven of Nine eine Borg-Mensch-Frau. Die Figuren fallen mit ihrer größten Schwäche und größten Stärke gleichermaßen auf: Sie können brillant mit Fakten und Wissen umgehen, tun sich jedoch schwer mit sämtlichen Konventionen der sozialen Interaktion, und der Introspektion auf ihre Gefühle. Sie treten des Öfteren in Fettnäpfchen, sie imitieren und stellen naive Fragen. Data muss Small Talk trainieren, im Englischen treffend benannt mit non-relevant conversation. Seven of Nine achtet auf Effizienz, möchte lieben, aber ist durch ihre Borg-Natur eingeschränkt. Spock betont seine vulkanisch-logische Seite, aber durch trifft immer wieder das Menschliche durch. Es ist wie eine Frühgeburt, was andere durch Gene und Lernen mühelos schaffen, erlernen die vier über Umwege.

Ein Star-Trek-Kommunikator als Anstecker.

Diese vier Figuren begeistern mich seit meiner frühen Jugend. Sie sind Parabel-Figuren für Autismus, das heißt, sie spiegeln etwas zurück, was mir sehr vertraut is: Data erhält beispielsweise einen Emotions-Chip und lernt, Vokabeln für den Ausdruck von Gefühle. Mir waren diese Figuren wie Weggefährten. Vor der Autismus-Diagnose im Alter von 30 Jahren, hat mich das Gefühl begleitet, anders zu sein, unter einer Glasglocke zu sein. Gelangweilt, wenn nur Banales und Offensichtliches angesprochen wird.

Durch den Begriff des Asperger-Syndroms hat nun alles seinen Namen bekommen. Ich habe gelernt, die eigenen Grenzen anzuerkennen. Und manchmal packt mich der Stolz, wenn ich nach längerem Nachdenken und Analyse von Körpersprache die Motivation und Gefühle der Menschen verstehe, wenn auch meistens im Nachgang und nie unmittelbar. Mir fehlt nichts, nur laufen bei mir manche Dinge des Handelns, Denkens und Fühlens anders. Mensch muss ich nicht mehr werden; ich kann und brauche nicht zu werden, was ich schon bin: ein Mensch.

Ein Gedanke zu „Mensch werden – Mensch sein?

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